Estland, Lettland und Litauen - immer eine Reise wert!

Reisetipps in Stichworten - für eine nachhaltig umweltfreundliche Tourismusentwicklung in den baltischen Staaten!

Die Deutschen und ihr

Als Deutscher Gast in den baltischen Staaten zu sein heisst auch, dass Sie zumindest während Ihrer Reise auf verschiedene Zeugen der Vergangenheit auch von Deutschen im Baltikum stoßen werden.
Wie überall, wenn unterschiedliche Volksgruppen, Herrschaftssysteme, Konfessionen und Traditionen aufeinander treffen, gibt es hier positive wie negative Erfahrungen. Ursprüngliche Siedler im baltischen Raum waren verschiedene Stämme der Esten, Liven, Letten, Latgaler, Kuren, Galinder, Zemaiten, Aukstaiten, Selonen, Jadwinger, Pruzzen, und einige mehr.

Deutsche kamen Anfang des 13. Jahrhunderts als Kaufleute, Kreuzritter oder kirchliche Abgesandte des Papstes in Rom. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts war vor allem Estland und Lettland als das deutsch-beherrschte "Livland" bekannt, Litauen dagegen hatte seine Blütezeit als Großfürstentum, das vorübergehend sogar bis zum Schwarzen Meer reichte und später in eine litauisch-polnische Union mündete. Während sich in Lettland und Estland nach wie vor "Deutsche" ihre Vorrechte auch unter den folgenden polnischen, schwedischen oder russischen Herrschern zu sichern verstanden, stellten in Litauen immer mehr die polnischen Landadeligen die Oberschicht.
Deutsche lebten in Lettland und Estland z. B. als Großgrundbesitzer, Pastoren oder Landadelige - noch heute künden eine Vielzahl von alten Gutshofsgebäuden von dieser bis zum 1.Weltkrieg erhaltenen Vergangenheit. Deutsche Vorherrschaft bestand im Rechtswesen, beim Universitätsstudium, dem Landbesitz, dem Militär und bei der Gesetzgebung. Die schließlich als "Letten" und "Esten" bezeichneten baltischen Ureinwohner waren dadurch Jahrhundertelang in die Rolle der leibeigenen Bauern gezwungen. Die Rechte der deutschstämmigen Oberschicht waren ihnen nicht gewährt, und die deutsche Sprache war diejenige der Machthaber, wie später dann die russische.
So entstand aber auch ein baltischer Mythos: Die Kultur, die Lieder, die Volkssagen und die Sprache mußten von Generation auf Generation anders als durch ein offizielles Bildungssystem übertragen werden. Daher kommt zum Beispiel der große Stolz auf die eigenen Lieder, zum Ausdruck gebracht durch die inzwischen über 100-jährige Tradition der Sängerfeste. Erst als Folge des 1. Weltkriegs konnten die baltischen Staaten erstmals ihre staatliche Unabhängigkeit erklären, eine Entwicklung, die damals auch die deutsche Oberschicht nicht mit Wohlgefallen betrachtete.

Anfang der 20er Jahre folgten Landreformen, die zum Beispiel in Lettland den Besitz pro ehemaligen deutschen Gutsbesitzer auf etwa 50 ha beschränkte. Entsprechend argwöhnisch beäugten die im Lande verbliebenen Deutschen die Entwicklung der neuen baltischen Republiken.
Jedoch hatte das jahrhundertelange Zusammenleben der Volksgruppen (nicht zu vergessen auch ein besonders in Litauen und Lettland großer jüdischer Bevölkerungsanteil) auch vieles Positives, brachte gegenseitige Kultureinflüsse und eine auch bei den Deutschstämmigen sehr ausgeprägte Liebe zur baltischen Heimat mit sich. - Um so größer der Schock über die radikalen gewaltsamen Veränderungen, welche das faschistische Deutschland dann verursachten: Zunächst schloß Hitler mit Stalin aus rein taktischen Gründen einen Freundschaftsvertrag (Hitler-Stalin-Pakt), um dabei aber per geheimer Zusatzvereinbarung das Baltikum der Sowjetunion zu überlassen. Deutschstämmige wurden "heim ins Reich" transportiert, während sowjetische Militärverbände ins Baltikum einmarschieren konnten und die baltischen Staaten zum "freiwilligen Beitritt" in die Sowjetunion nötigten. Das sogenannte "Kleinlitauen" (das Gebiet beiderseits des Flusses Memel / Nemunas) wurde zum Anschluß an Deutschland gezwungen. Es folgte dann der Angriffskrieg Hitlers, der nicht nur das Baltikum erneut besetzte, sondern auch die jüdische Bevölkerung (allein in Litauen fast 200.000) nahezu völlig vernichtete. Und in Konzentrationslagern wie dem in Riga wurden auch viele Juden aus ganz Osteuropa und auch Deutschland umgebracht. Zusammen mit den Leiden, die viele Balten nach dem 2. Weltkrieg als oft grundlos Deportierte in Stalinistischen Straflagern erdulden mußten (Zehntausende kamen um, andere kamen nach vielen Jahren als geächtete und rechtlose Personen nach Hause zurück), ist die bewegte Geschichte der baltischen Staaten, in der Deutsche die unterschiedlichsten Rollen spielten, heute Gegenstand der gegenwärtigen Auseinandersetzung über den Weg, den Estland, Lettland und Litauen einschlagen sollen.

Kontakt zu Mitgliedern der akademischen Gesellschaft für deutschbaltische Kultur, Tartu

Sagen, Geschichten, Gebräuche - deutschbaltisch


c/o Verein INFOBALT, Bremen. Zusammengestellt von Albert Caspari. Stand: Oktober 2009. Alle Angaben ohne Gewähr, Haftungs- oder Gewährleistungsanspruch. Kommerzielle Nutzung der enthaltenen Texte nicht gestattet. Kein Anspruch auf Vollständigkeit. Die Reisetipps sind entstanden in Zusammenarbeit mit der Baltikum Fremdenverkehrszentrale, Berlin.
Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehmen wir keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.