|
Ein Buch für den Fahrradlenker: klappbar, länglich, übersichtlich, immer mit verständlichen Beschreibungen und Kartenübersichten zu jedem Tourenabschnitt. Orientiert sich im estnischen Teil an den bereits ausgeschilderten estnischen Radwanderwegen. O |
|
|
|
|
|
Der Vorteil an den Schwachstellen dieses Buches ist derjenige, dass sie so klar erkennbar sind: Bildungsreisende, Kulturfans oder Interessierte an der Geschichte der baltischen Region werden sich andere Bücher kaufen müssen. Aber das ist ja wohl bei einem Radtourenbuch auch klar, und erfreulich ist, dass sich diese Autoren auch nicht nebenbei zu Fachleuten auf fremden Gebieten ausrufen. |
|
|
|
|
|
Die Einleitung im Buch stimmt die Leser vor allem auf die Art und Weise des Radfahrens ein, das in Lettland und Estland zu erwarten ist.
Eine Einordnung der drei Länder, geografisch, kulturell, politisch, oder auch nur vom Naturraum und Umweltschutz her (was einen Reiseradler vielleicht interessieren könnte?) - das gibt es hier nicht. Aber darauf sind die Leser der Reihe "Bikeline" wahrscheinlich auch eingestellt. O
|
|
|
|
|
4. Anreiseinfos |
Zu den Anreisemöglichkeiten werden lediglich ein paar allgemeine Tipps gegeben - der wertvollste darunter sicherlich die Nachfragemöglichkeit bei der Baltikum Tourismuszentrale in Berlin. O |
|
|
|
|
5. Mit dem Rad unterwegs |
Wer sich an die empfohlene Streckenführung hält (Riga-Tallinn, mit Abstecher über einige estnische Inseln", der wird mit den enthaltenen Tipps und Hinweisen sehr zufrieden sein. Die Hinweise zur Wegequalität und Beschilderung der Radwanderwege zeugen von aktuellen Kenntnissen und eigenen Erfahrungen. Auch das Aussehen der Beschilderung in Estland ist durch Abbildungen dokumentiert.
Zusätzlich bietet die Buchform für alle diejenigen, die gern mit einer Streckenbeschreibung vorn am Lenker fahren, einen guten Vorteil. In den beschriebenen Orten sind meist die Touristbüros, interessante Museen, und andere Sehenswürdigkeiten mit Adresse, Telefonnummer und evtl. Öffnungszeiten angegeben. Auch die Wegbeschreibungen durch die Städte, und auf stressfreiem Weg wieder hinaus sind durchweg exakt und gut nachvollziehbar beschrieben. Also: Mit dem Rad unterwegs, von Riga nach Tallinn - mit diesem Buch fast kein Problem. Dazu kommen sogar noch gute Hinweise zur Auswahl des geeigneten Fahrrads und der Bekleidung dazu. O O O
Ein Extrapunkt für die sehr detallierte Streckenbeschreibung, die zum Beispiel auch Informationen enthalten, wie stark die beschriebene Strecke befahren ist, und die auch Steigungspfeile in den Karten enthält. O
Einziges - und bedauerliches - Fragenzeichen wäre die "Flughafenfixiertheit" bei An- und Abreise. Die Autoren empfehlen eine Fahrt vom Rigaer Flughafen "über die Autobahn" nach Jurmala und zurück nach Riga, und so bliebt sogar der einzige Radweg Lettlands mit Tradition (= "Riga- Jurmala") völlig ohne Erwähnung im Text. In Tallinn angekommen, wird empfohlen das Rad gleich am Flughafen einzuschließen - was zwar möglich ist, aber den Blick auf die Flieger auch klarmacht. ?
|
|
|
|
|
6. Übernachten allgemeine Hinweise |
Allgemein wird zu diesem Thema nur gesagt, dass es in den auf der Tour beschriebenen Städten eni ausreichendes Angebot von Übernachtungsmöglichkeiten gäbe, außerdem eine zunehmende Zahl von Campingplätzen. Am Schluß des Buches findet sich eine Liste von Übernachtungsmöglichkeiten, mit Adresse, Telefonnummer - aber ohne Erfahrungsberichte oder näheren Differenzierungen. O |
|
|
|
|
7. Essen & Trinken, allgemeine Hinweise |
Der einzige Hinweis zu "Essen und Trinken" in diesem Buch ist der Tipp, sich in den Orten rechtzeitig mit Proviant zu versorgen. Hinweise auf gute Restaurants, Märkte oder landestypische Spezialitäten fehlen völlig. O |
|
|
|
|
8. Praktische Tipps |
Die besten Tipps für die Praxis liegen hier in der sehr detaillierten Streckenbeschreibung. Auch die Hinweise zur guten Ausrüstung des Fahrrads, oder in Bezug auf die Kleidung, sind sicher sehr nützlich. in). Hinweise auf Bahnverbindungen fehlen wohl deshalb, weil sie nur dann nötig sind, wenn Varianten der Streckenbeschreibung gewählt würden. Hinweise für Radler mit Kindern gibt es nur in sofern, dass die beschriebene Strecke für kleinere Kinder ausgeschlossen wird (wegen Schlaglöchern auf einigen Streckenabschnitten). Fahrradwerkstätten werden leider nur vereinzelt aufgeführt (im Buch als "Auswahl" bezeichnet - aber mehr als die aufgeführten werden die Autoren wohl nicht gekannt haben). Fahrradinfostellen fehlen leider (die besonders in Riga und Tallinn vorhanden wären).
Sonstige praktische Tipps - die dann ja nicht direkt mit dem Radeln zu tun hätten - gibt es keine. O O
|
|
|
|
|
9. Geographie, Natur, Klima |
Es gibt kein schlechtes Wetter - nur unpassende Bekleidung. Nach dieser Devise geht auch dieser "Radgeber" eher von guten Bekleidungstipps aus. Die Natur ist interessant, wo es das Geländeprofil oder interessante Aussichtspunkte auf der Strecke angeht. Vereinzelte Naturtipps wie "vielleicht entdecken Sie unterwegs Storchennester" (warum nur an dieser beschriebenen Stelle? S.94) wirken etwas unsicher. O |
|
|
|
|
10. Umwelt- und Naturschutz |
Gelegentlich werden Naturschutzgebiete beschrieben, sofern sie von der Radroute berührt werden. Besondere naturschutzfachliche Kenntnisse, Details zu Artenkunde, oder aktuellen Fragen des Umweltschutzes werden dabei allerdings nicht geboten - allerdings wird präzise auf die Orte verwiesen, wo die entsprechenden Fachleute weiterhelfen können. O |
|
|
|
|
|
|
11. Geschichte, Politik |
Da die Autoren sich selbst wohl nicht vorinformiert haben, und Stadtrundfahrten auch in Englisch vornehmen, ist auch der geschichtliche Teil entsprechend ausgefallen. So entstehen dann Detailbeschreibungen, die beim Englischen bleiben, und so heißt dann der Turm der "dicken Margarethe" in Tallinn hier "Fats Margarets Tower", die Große Gilde "Great Gild Hall", und sogar "Kiek in de Kök" hier "peek in the kitchen". Demzufolge scheint es auch logisch, dass die Autoren gerade zum deutschen Teil der Kulturgeschichte Tallinns eher nicht vordringen.
Für Riga sieht es besser aus, da die Stadt nicht wie Tallinn - nur als Endpunkt der Tour beschrieben wird. Zwei Seiten mit Tipps auf die interessantesten Sehenswürdigkeiten in Riga sind sachlich korrekt und für einen Kurzbesuch brauchbar. Die Geschichte Lettlands ist lediglich in ein paar Sätze zur Stadtgeschichte Rigas hineingepresst, und dies auch mit sehr unsicheren Formulierungen, die vielleicht vermuten lassen, dass die Autoren hier dem zweistündigen Altstadtrundgang mit spitzem Bleistift gefolgt sind. Da dürfen Lettland-Kenner, die nun dieses Fahrradbuch lesen, froh sein dass hier wenigstens keine Verdrehungen oder individuell geprägt brummige Bemerkungen (wie in anderen, ähnlichen Büchern) eingebaut sind. Politik der Gegenwart kommt in diesem Buch (erwartungsgemäß?) nicht vor. O
|
|
|
|
|
12. Wirtschaft |
Wie bereits zum Bereich Politik gibt es auch zur Wirtschaft der beiden bereisten Ländern keine Informationen in diesem Buch. |
|
|
|
|
13. Bevölkerungsstruktur |
Details zur Bevölkerungsstruktur der zwei bereisten Länder werden in diesem Buch nicht geboten. |
|
|
|
|
14. Religion, Kirche |
Zu Religion oder Kirchen in Estland und Lettland wird wenig gesagt, gelegentlich finden sich sehr knappe Beschreibungen von Kirchen als Sehenswürdigkeiten. O |
|
|
|
|
15. Sprache |
Auf Eigenarten des Lettischen oder Estnischen wird an keiner Stelle eingegangen. |
|
|
|
|
16. Sprachhilfe, Vokabelliste |
Wie gesagt, orientierten sich die Autoren bereitwillig am Englisch als Umgangssprache, so dass es nicht verwundert, wenn auch lettische Begriffe ungenau wiedergegeben werden. Auch eine Wortliste zu fürs Fahrrad wichtigen Begriffen fehlt. |
|
|
|
|
|
|
17. Kultur, Kunst, Musik, Literatur, Theater |
Sind Radler keine Kulturfreunde? Auch dieses Buch legt diesen Einruck nahe. Oder gehen Radreise-Autoren einfach davon aus, dass vorbeireisende Radwanderer sowieso nur das sehen werden, was eine flüchtige Durchfahrt durch einige schöne Altstadtstraßen ermöglicht? Die Autoren dieses Buches jedenfalls geben offensichtlich selbst erste Eindrücke wieder, und sind sonst anderes gewohnt: "Kirchen ähnlich wie in Hollywood-Filmen" (über die Altstadt von Tallinn, S.110). Ein Höhepunkt ist da schon eine englischsprachige Stadtrundfahrt mit dem Fahrrad.
Freizeittipps anderer Art als direkt für Radler schimmern nur gelegentlich im Text durch ("Doch viele sagen, dass Riga erst nachts sein wahres Gesicht preisgibt. Dann strömen nämlich die Party-Hungrigen Touristen in die Bars und in die Nachtlokale" - S.24).
Bei kleineren Orten sind regelmäßig ein paar wichtige kulturelle Stichworte genannt, für größere Orte wie Pärnu finden sich auch Kurzbeschreibungen von Kirchen oder Museen. O O
|
|
|
|
|
18. Karten |
Das ist eindeutig eine Stärke dieses Buches: hervorragende Karten, übersichtlich, prägnant gedruckt, mit klarer Streckenführung. Die Ausschnitte beschränken sich allerdings auf die vorgestellte Tour (und stellen nicht etwa die beiden Länder ganz vor). O O O
Ein Sonderpunkt der besonders überichtlichen Verwendungsmöglichkeit der Karten während der Fahrt. O
|
|
|
|
|
19. Ortsbeschreibungen Hauptstädte |
Radfahren in Riga ist nicht einfach - bei ständigen Verkehrsstaus, und fast völlig fehlenden Radwegen (die im Bau befindlichen konnten bei diesem Buch natürlich noch nicht berücksichtigt werden). Für Reiseradler ist der Weg in die Stadt hinein und wieder heraus inklusive mehrerer Varianten sehr detailliert beschrieben, inklusive einer Kurzdarstellung einiger Sehenswürdigkeiten. Bei Tallinn ist das weniger der Fall, da die Stadt nur als Endpunkt der Tour eine Rolle spielt. In größeren Städten sind durchweg fast alle notwendigen Straßennamen zur besseren Orientierung genannt. O O |
|
|
|
|
20. Ortsbeschreibungen ländliche Regionen |
Die Detailtreue der Routenbeschreibungen im ländlichen Bereich sind von einer Schwierigkeit geprägt, die jeder Tourenradler kennt: fängt es an zu regnen, muss ich schneller zum Zielort, lasse manches aus. So könnten auch die Autoren vorgegangen sein, denn die Tourenbeschreibung ist doch vorwiegend davon geprägt, dass die Leser des Buches den beschriebenen Weg mit Sicherheit finden - Sehenswürdigkeiten, die nicht unbedingt zur Route gehören, werden da auch schon mal weggelassen. So kommt es, dass manche Orte zwar von der Route "berührt" werden, aber nicht näher beschrieben sind. Im estnischen sind die regionalen Informationen besser als im lettischen Teil. Besonders die Informationen zu einigen estnischen Inseln - die Tour führt rund um Saaremaa - motivieren sicherlich zu einem Besuch.
Diejenigen Radler, die in erster Linie einer übersichtlichen und gut verständlichen Tourenbeschreibung folgen möchten, werden mit diesem Angebot zufrieden sein. O O
|
|
|
|
|
|
|
21. Fotos |
Die im Buch enthaltenen Fotos dienen in erster Linie der besseren Anschaulichkeit zu Charakteristika der Route; diesem Zweck werden sie voll gerecht. O |
|
|
|
|
22. Begrifflichkeiten, Fragezeichen, Fehlinfos |
Manche sprachlichen Neuprägungen irritieren etwas: "unverfälschte Fischerdörfer", Haapsalu als "Venedig Estlands" (S.3) - das paßt nicht recht zu dem in der Regel bescheidenen Auftreten der baltischen Staaten selbst, die wissen, dass Natur und dörfliches Leben nicht immer mit Romantik zu tun hat. Sonst wirkt das Buch aber erfreulich sachlich und übersichtlich, eben zweckentsprechend. Als einziger sehr auffälliger Fehler fällt das Auslassen des Radwegs Jurmala - Riga auf. |
|
|
|
|
23. Gesamteinschätzung |
26 Pluspunkte, 1 Fragezeichen, insgesamt 51 Punkte |
|
|
|
|
24. Zusammenfassung |
Wer genau die beschriebene Radtour ausprobieren möchte, kann dieses Buch fast ohne Einschränkung genießen und sicherlich als nützlichen Ratgeber brauchen. Für weitere landestypische Informationen müssen eben andere Bücher gelesen werden, und eine sehr hohe Punktwertung im Rahmen der Systematik dieses Checks kann so eben nicht erreicht werden. Die Konzentration der Autoren auf die Konzeption des Buches ist aber das große Plus. |
|
|
|
|