Reisebücher, Reiseliteratur, Ratgeber -
Estland, Lettland, Litauen

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Buchformat 12,8 cm Höhe - 19,8 cm
Nicola Williams / Becca Blond / Regis St.Louis: Estland, Lettland & Litauen. Lonely Planet Publications, Melbourne / Ostfildern, 2006. 482 Seiten, 28,00 Euro. ISBN 3-8297-1565-X. (Abbildung: Layoutbeispiel).
1. Größte Stärken
Dieses Buch wurde in mehrfachen Auflagen in Englisch publiziert, Autorinnen und Autoren kommen aus England und den USA. Leser der englischsprachigen Ausgabe mögen den lockeren Plauderton und die internationale Perspektive. Vorteil also: wer auf Deutsches konzentrierte Schreibstile nicht mag, der wird nicht enttäuscht werden. Und wer gerne von verschiedenen persönlichen Perspektiven etwas dazu lernt, ebenfalls nicht. Besonders viel bietet dieses Buch an Freizeit- und Aktivitätstipps sowie kulturellen Infos. OO
2. Größte Schwächen
Leider wurde das Buch so gut wie überhaupt nicht vom deutschen Verlagspartner inhaltlich überarbeitet. Was also die Engländer und US-Amerikaner über deutschbaltische Geschichte oder estnische, lettische und litauische Kulturgeschichte vielleicht mißverstanden oder gleich ganz weggelassen haben, das wird hier auch nicht verbessert oder ergänzt. In sofern enttäuscht das Buch die hohen Erwartungen, die viele an die "Lonely-Planet"-Reihe haben. ?
3. Einleitung, Übersicht
Wer vorher noch nie etwas von den baltischen Staaten gesehen, gelesen oder gehört hat, wird sich in diesem Buch vielleicht zuerst das Kapitel "Überblick" durchlesen. Leider ist dieser Text von sehr wechselhafter Qualität und gespickt mit Bezügen auf weiterführendes englischsprachiges Informationsmaterial. Durchaus vorhandene deutschsprachige Literatur wurde hier leider nicht ergänzt. Statt dessen finden sich Passagen, welche die Unterstützung für die baltischen Staaten durch die USA besonders hervorheben, und die Leser werden mit Sätzen wie diesen 'beruhigt': Fastfoodketten sind inzwischen in Estland und Litauen in jeder größeren Stadt zu finden." Genauso beflissen wird vor Lettland gewarnt: "In Lettland gibt es Imbissläden mit heimischen Snacks, dort haben die westlichen Ketten noch nicht Fuß gefaßt". Da könnte ja mancher auch erleichtert aufatmen - wenn es denn stimmen würde.

Im kulturellen Bereich wird gerne mal auf Schriftsteller wie Stephan Collishaw (als Beispiel für einen litauischen Schriftsteller) verwiesen, dessen Bücher leider nur in Englisch erschienen sind, und als besondere künstlerische Leistung wird hervorgehoben, dass Litauen die NATO-Frühjahrstagung 2002 "in ein Kunstobjekt verwandelte". Soviel Begeisterung für die globale US-Sicherheitspolitik läßt sich in anderen Reisebüchern wohl kaum finden.

Der Gauja-Nationalpark wird an einer Stelle des Buches schon mal nach Litauen verlegt (S.38), und die Ess- und Trinksitten werden dermaßen grundsätzlich erklärt, als herrsche auch hier der außer-europäische Blick vor : da wird vor "sparsamer Verwendung von Salz" gewarnt, oder dem geneigten Leser erklärt, Wurst komme "kalt und in Scheiben" auf den Tisch. Was die Charakterisierung von "trockenem Roggenbrot" soll (gibt es auch nasses?), bliebt das Geheimnis der Autoren. Grusel wird schließlich erzeugt, wenn erklärt wird, die baltische Küche sei "nichts für Zimperliche". Zitat: "Die Leute essen nämlich tatsächlich praktisch das Ganze Tier - auch den Schwanz, Blut oder Hoden." Skandal in Australien? Nein, nun auch für deutsche Leser, ergänzt mit Tautologien wie "viele ausländische Erzeugnisse werden allerdings importiert" (was denn sonst, wenn es doch 'ausländische' sind?).

Dies alles (!) schon im einleitenden Überblick. Da sind drei Fragezeichen beinahe zu wenig... OO ???

4. Anreiseinfos
Anreisehinweise stehen in diesem Buch im Anhang unter "Verkehrsmittel und Wege". Die Tipps sind vielfältig, können wegen der ständigen Veränderungen natürlich nur begrenzt aktuell sein, als Überblick zu den grundsätzlichen Möglichkeiten reicht es aus. OO
5. Unterwegs
Den Anreisehinweisen schließt sich ein Abschnitt "unterwegs vor Ort" an. Hier finden sich umfangreiche Hinweise für Reisen mit Auto oder Motorrad, und aktuelle und praxisnahe Bemerkungen zu Bus- und Bahnfahrten, zum Beispiel zur Verfahrensweise beim Kauf von Fahrkarten. Interessant z.B. die beschriebenen Preisunterschiede bei Mietwagen zwischen Tallinn und Tartu. Zu den Verkehrsmitteln in den Hauptstädten gibt es viele nützliche Hinweise, und wo es mit ÖPNV schwierig wird, scheuen die Autoren nicht entsprechende Hinweise (z.B. Latgale). Sogar Tipps zu Segelreisen sind verzeichnet. Die Tipps für Radler sind eher kurz und wirken so, als ob die Auroren nicht selbst gefahren sind. So finden sich auch schon mal unvermittelt Bemerkungen wie "die Gegend läßt sich am besten mit dem Auto bereisen" (S.280) - obwohl die Gegend dann an anderer Stelle als Radstrecke beschrieben ist (Abschnitt "mit dem Drahtesel durchs Baltikum - die besten Touren"). Ob in Tallinn "Velotaxis innerhalb der Altstadt" (S.101) empfehlenswert sind - wie im Buch beschrieben - möge jeder selbst herausfinden. Lonely planet zufolge ist Radfahren in den baltischen Staaten "mega-in"! OO
6. Übernachten – allgemeine Hinweise
Zu Tallinn werden Unterkunftshinweise gegeben, die sicherlich eher zur Oberklasse gehören (als "Tipps vom Autor" das Schlössle Hotel mit über 300 Euro pro Nacht). Erstaunlich, wo mancher doch denken mag, "Lonely planet" werde auch von gewöhnlichen Travellern gelesen. Bei preisgünstigen Unterkünften dagegen - gleichwohl verzeichnet - tuen sich die Autoren schwer ("das 2005 eröffnete Hotel hat saubere, aber schwer zu beschreibende Unterkünfte" - zum Euro Hotel, S.89). Anders in Riga und Vilius: hier werden die bekanntesten Hotels von der Backpacker-Herberge bis zum Luxusetablissement gut beschrieben. Auch zu anderen Städten werden jeweils einige Beispiele von Unterkünften verschiedener Kathegorien angegeben. Erfreulich ausführlich die Tipps zur Insel Saaremaa.

Andere Unterkunftshinweise werden manchmal gleich gebietsweise gesammelt gegeben. Eingeleitet von manch flapsiger Ausdrucksweise ("in Vösu hängen im Sommer viele Studenten rum") reicht dieser Überblick sicher für einen ersten Eindruck von dem zu erwartenden Angebot. OO

7. Essen & Trinken, allgemeine Hinweise
Bei den Tipps zu Essen und Trinken stehen neben vielem Guten und Richtigem auch manche eher merkwürdige Ausdrücke. Beispiele: "Auf den Speisekarten steht rotes Fleisch" (S.69), "zwischen Bergen von Schafskadavern und Käse kann man sich schnell verlaufen" (über den Zentralmarkt Riga), oder der Hinweis, Vana Tallinn am besten mit Weißwein oder Champagner zu trinken? (S.71 - siehe auch der Hinweis unter "Übernachtung": der Autor scheint sich hier eher in der High Society Estlands bewegt zu haben).

Piragi / Piroggen "in der Regel mit Kohl und einem hart gekochten Ei gefüllt" zu essen, entspricht nicht dem, was Reisende wirklich vorfinden können (S.211). Aber viele andere Tipps sind gut und richtig, wie zum Beispiel die Erklärungen zu vielen Fischarten, die inklusive Übersetzung aus den Landessprachen beschrieben werden, oder die Hinweise auf Kartoffelgerichte, Pfannkuchen oder Pilze. Mit dem Hinweis auf ein Kochbuch von Valesca Hagen wird endlich auch mal ein deutschsprachiger Literaturhinweis genannt, allerdings ist das Buch schon in den 60er/70er Jahren erschienen und nur noch im Antiquariat zu bekommen.

Dem Abschnitt "Essen und Trinken" folgen jeweils Beiträge zu "wohin zum Essen?" oder (im lettischen Teil) zu "Festessen". Im litauischen Teil steht sogar eine interessante Ergänzung zu "Esskultur" (eigentlich: Ess-Sitten). Der estnische Teil fällt auch an dieser Stelle spärlicher aus, etwa mit Bemerkungen wie "die estnischen Tischsitten ähneln denen in anderen Teilen Nordeuropas." Sehr informativ fällt dagegen "Top Ten: Cafés in Tallinn" aus. OOO ?

8. Praktische Tipps
Praktisch sehr gut anwendbar sind sicherlich die vielen Tipps zu den touristischen Aktivitäten. Lonely planet führt hier auf: Radfahren, Kanusport & Rafting, Skisport & Snowboarding, Vogelbeobachtung, Beeren- und Pilzesammeln, Angeln. Dazu gibt es noch gute Hinweise zu den in den jeweiligen Ländern beliebtesten Sportarten (und Sportler/innen).

Im Buch sind "praktische Informationen" ansonsten in kurzen Abschnitten vertreten, die im wesentlichen Adressen, Telefonnummern, Öffnungszeiten und Webseiten wiedergeben, und zwar von Bibliotheken und Buchläden, Geldwechselstellen, Internetzugang, Kulturzentren, Post und Telefon, und Ähnlichem. Erfreulicherweise finden sich auch Tipps zum Reisen mit Kindern, oder Reisen mit Behinderung. OOO

9. Geographie, Natur, Klima
Zu jedem der Länder gibt es einen einleitenden Abschnitt finden ist. Als erste Orientierung gut brauchbar. OO
10. Umwelt- und Naturschutz
Sehr angenehm, das gleich zu Anfang des Buches Tipps zu "verantwortungvollem Reisen" stehen. dies beinhalten auch Hinweise zum Umweltschutz. Im Abschnitt "Überblick" folgen dann erste Einordnungen zum Stand von Natur- und Umweltschutz, die im wesentlichen sachlich korrekt sind. Sogar auf die Vergabekriterien für die "Blaue Flagge" wird an dieser Stelle verwiesen, allerdings mal wieder unter Verweis auf eine englischsprachige Webseite.

Zu Litauen gibt es eine gesonderte Aufstellung aller National- und Regionalparke, inklusive möglicher Aktivitäten und Reisezeit-Empfehlungen. Zu erwähnenswerten Tieren und Pflanzen findet sich eine kurze Zusammenfassung. Die aktuellsten Umweltthemen Litauens werden anschaulich kurz umrissen.
Zu Lettland gibt es eine ähnliche, aber kürzere Aufstellung, wobei nicht alle Schutzgebiete aufgeführt werden (z.B. Biosphärenreservat Salaza). Die wichtigsten Umweltthemen Lettlands werden sachgerecht kurz erklärt.
Zu Estland wird ebenfalls eine Auflistung der wichtigsten Schutzgebiete geboten. Aktuelle Umweltprobleme werden in einem kurzen Abschnitt erklärt.

Manche Bemerkungen sind dann um so irritierender; zum Beispiel die Beschreibung des Naturschutzgebiets Moricsala in Lettland. Unvermittelt ist hier zu lesen: "das stark bewaldete Schutzgebiet ist ideal zum campen" (S.275). Camper als Naturschutzschreck? Oder ein paar Seiten weiter, bei der Beschreibung der Rigaer Bucht: "Der aus der Sowjetära stammende Zeltplatz ... ist ziemlich langweilig. ..Viel hübscher ist der Parkplatz auf der anderen Straßenseite, denn dort darf kostenlos in den bewaldeten Dünen gezeltet werden." (S.277 - Hintergrund: die Küste steht in Lettland generell per Gesetz unter Schutz, aber manche Privateigentümer und Geschäftemacher setzen sich neuerdings oft darüber hinweg - und solchen sind die Buchautoren hier offensichtlich aufgesessen).

Auch am Strand von Liepaja (S.288) lassen sich die Autoren eher von der aufgezogenen "Blauen Flagge" blenden, als genauer nachzufragen. OOO ?

11. Geschichte, Politik
Die geschichtlichen Abläufe durch die Jahrhunderte werden für jedes Land sowie für die großen Städte beschrieben und weitgehend sachgerecht und gut verständlich dargestellt. Lobenswert, dass danach auch ein Abschnitt zur Entwicklung seit 1990 folgt, die interessant zu lesen ist und bis etwa 2004 reicht.

An einigen Stellen ist auch in diesem Bereich noch die englischsprachige Originalfassung spürbar (Ausdrücke wie z.B. "der 'thaw' unter Chrustschow" - man könnte Deutsch sicherlich "Tauwetterperiode" oder Ähnliches sagen). Informationen zur Geschichte der Deutschbalten in Estland und Lettland kommen kaum vor, und wenn, dann in Form von sehr verkürzenden und mißverständlichen Formulierungen. Beispiel: "Nach der lettischen Landreform in den 1920er Jahren und Hitlers 'Heim-ins-Reich'-Parole 1939 zogen viele Deutsche ab." (S.215)

Die Tipps zu historischen Büchern zu Litauen entsprechen durchaus dem, was momentan auf dem Buchmarkt an Standardwerken zu haben ist.

Ausführlicher Sonderteil zu Holocaust, jüdischem Leben, Synagogen und Friedhöfe in Litauen und in Lettland. OOO

12. Wirtschaft
Erstaunlicherweise ist die Ökonomie und die Wirtschaftsentwicklung der baltischen Staaten diesem Buch kein eigenes Kapitel wert. Entsprechende Bemerkungen finden sich nur in Nebensätzen, in anderen Beirägen untergebracht, etwa bei der Schilderung der aktuelleren politischen Entwicklung. Die wenigen Aussagen sind teilweise auch nur allgemein, oder gar irreführend - wie etwa die Darstellung von hohen Raten des Wirtschaftswachstums, angeblich niedriger Arbeitslosigkeit, und fehlende Aussagen zur hohen Inflationsrate. O ?
13. Bevölkerungsstruktur
Informationen über die Bevölkerungsgruppen steht jeweils eine Beschreibung von Mentalitäten und Lebenstil voraus. Dann folgt "Immigration und Multikulturelles" (bei Lettland und Estland), wo mehr auf die aktuelle Situation eingegangen wird. Zu Litauen werden fünf beispielhafte Statistiken herausgestellt, die auf den Gegensatz zwischen Arm und Reich sowie Land und Stadt eingehen. Hier finden sich erfreulich sachlich geschilderte Informationen und interessante Schilderungen von Alltagserfahrungen. Insgesamt eine gute Orientierung für diejenigen, die das Land und seine Bewohner kennenlernen möchten. OOO
14. Religion, Kirche
Kirche und Religion sind sicherlich nicht ein Schwerpunkt der Buchautoren. Zu Litauen werden in diesem Punkt nur fünf Sätze geschrieben. Gelegentlich finden sich geradezu grausame Verwechslungen (oder Pauschalisierungen) im Buch, so wie die Bemerkung "am Peipus-See wohnen noch viele Altkommunisten" (S.20, wäre auch fragwürdig, wenn es wörtlich so gemeint wäre, aber vielleicht sind ja "Altgläubige Orthodoxe" gemeint? Der Leser kann es nur ahnen).
Erstaunlich wirkt auch die Bemerkung, in Lettland gäbe es mehr Katholiken als Protestanten (eine Quelle für eine solche Statistik wird leider nicht genannt).

Richtig dagegen viele andere Hinweise, unter anderem auf die vielen Sekten, die sich neuerdings im Baltikum tummeln, und auf die Tatsache, das sich z.B. in Estland nur wenige als besonders religiös bezeichnen. Die generellen Darstellungen zur Geschichte der Kirchen in den baltischen Staaten, wie auch zur Rolle der Kirche zu Zeiten der Sowjetunion, sind korrekt. OO

15. Sprache
Leider wird zum Ursprung und Charakter des Estnischen, Lettischen und Litauischen so gut wie gar nichts erklärt - nicht einmal in der Stichjwortliste "baltisches Lexikon" taucht dieser Punkt auf.

Gelegentlich werden die drei Länder auch mal verwechselt - wie auf Seite 303: "Das Leben in Vilnius unterscheidet sich gewaltig von dem anderer lettischer Orte."

Vielleicht gehen englischsprachige Autor/innen davon aus, dass niemand diese Sprachen lernen will, auch nicht für den touristischen Gebrauch? ?

16. Sprachhilfe, Vokabelliste
Der "Sprachführer" in diesem Buch beschränkt sich auf knapp zehn Sätze, als Nothilfe im Restaurant oder beim Einkauf. Auch hier schlägt die US-amerikanisch/australische Originalfassung wieder zu, bzw. Übersetzer oder Verlag haben sich hier zumindest im lettischen Teil des "Sprachführers Essen" keinerlei Mühe gegeben. Dort wird also das lettische "ludzu" (bitte) mit "loo-dzu" lautsprachlich übersetzt, oder "es vélos" (ich möchte) mit "es vaa-laws": fröhliches Rückübersetzen aus dem Englischen ist angesagt. Auch im litauischen Teil wird noch der Satz eingeübt "haben Sie eine englischsprachige Karte?" ?
17. Kultur, Kunst, Musik, Literatur, Theater
In diesem Teil gibt es vieles zu Entdecken: die jeweiligen Länder werden sehr ausführlich in den Bereichen Musik, Literatur, Theater, Kino und Bildende Künste vorgestellt. Hier liegen sogar Stärken des Buches, denn wer sich diese vielseitigen Tipps alle merken will, könnte sehr schnell zum "Baltikum-Experten" werden. Viele Künstler, auch wenn sie über die eigenen Landesgrenzen kaum bekannt sind, werden hier gewürdigt. Allerdings fällt dieser Teil zu Estland und Litauen ausführlicher aus als zu Lettland (lettische Schriftsteller kommen etwas zu kurz). Zu Estland ist ein Sonderteil "Zeichentrickfilme" zu finden, zu Lettland ein Sonderteil zum Filmregisseur Juris Podnieks. Zum Bereich "Musik" sind zu allen drei Staaten ungewöhnlich viele Infos zu finden, ergänzt noch durch Abschnitte wie "die Macht des Liedes".

Kleine Unsicherheiten gibt es zwischen einzelnen Kapiteln (verschiedene Bearbeiter beim Verlag? Oder bei der Aktualisierung?). So findet sich einerseits die Behauptung, in Tallinn gäbe es "keine großen Kunstmuseen" (S.71), dann aber wird auf Seite 84 doch das neue Museum für Moderne Kunst beschrieben.
Auch der typisch flapsige Sprachstil findet sich hier wieder, wird aber die meisten Leser wohl nicht stören. Ein Beispiel aus der Beschreibung des Schlosses Rundale
: "Besser kann die Prunksucht des Adels kaum verdeutlicht werden." (S.270)

Im Bereich "Feiertage und Ferien" werden zu den einzelnen Ländern auch Tipps zu den wichtigsten Kulturfestivals gegeben.

Auf jeden Fall genug Infos und Anregungen gibt es zu Shoppen, "Abtanzen", Bars & Disko, Sport. OOO

Ein Sonderlob gebührt der ausführlichen Darstellung vieler Themen aus dem Bereich Kultur. O

18. Karten
Viele Karten sind nur unter Zuhilfenahme einer Lupe gut zu lesen, und zudem in verwaschendem Grau gedruckt. Besser gleich zusätzliche Karten besorgen!
19. Ortsbeschreibungen Hauptstädte
Die Infos zu den drei Hauptstädten sind ausreichend, und können auch für einen ersten Stadtrundang ausreichen. Die Stärken dieses Buches liegen dann in den vielen Tipps zu Freizeitbeschäftigungen, also Hinweise für Aktivitäten wie Boot fahren, Kureinrichtungen, Saunen, geführte Touren (allerdings ohne speziell Deutschsprachiges), Festivals, Kinos, theater, Shoppen. Die Beschreibungen von Restaurants und Cafes geraten sehr ausführlich. Für Menschen, die vor der Reise nicht gleich das ganze Buch durcharbeiten möchten, gibt es kurzgefasste Tipps wie "Riga / Tallinn in ... zwei Tagen / vier Tagen" (leider nicht für Vilnius), oder "das beste vom besten" (nur für Tallinn). OOO
20. Ortsbeschreibungen ländliche Regionen
Positiv: auch nicht ganz so gängie Tourismusregionen werden berücksichtigt. Beispiel: der Nordosten Estlands. Zitat: "Viele Esten mißtrauen dieser Gegend, in der vorwiegend russisch gesprochen wird. Davon sollte sich aber keiner abschrecken lassen, sondern sich erstmal selbst ein Bild machen." (S.112) Aber eigentlich ist das Buch weniger für Reisende gedacht, die speziell abseits der Städte unterwegs sein möchten. Immerhin: Wo immer gute Restaurant zu finden sind, auch in abgelegenen Regionen, werden sie zumeist auch genauer beschrieben. Aber: vieles wird nur stichwortartig aufgezählt, und da sich im ganzen Buch auch kaum Illustrationen oder Fotos direkt dazu finden, kann auf die speziellen Schönheiten einzelner Regionen kaum aufmerksam gemacht werden. Für eine erste Orientierung zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten wird es reichen. OO
21. Fotos
Ganze 13 Fotoseiten, außerhalb der sonstigen Infos als Sonderseiten sortiert, werden kaum jemand zufriedenstellen, der sich optische Anregungen und Einblicke verspricht. Im gesamten übrigen Buch gibt es keine Fotos! Wer gerne liest, wird sich trotzdem orientieren können. O
22. Begrifflichkeiten, Fragezeichen, Fehlinfos
Das schwerwiegenste Problem bei diesem Buch ist die nur unvollkommen gelungene Übersetzung aus dem Englischen. Einerseits gibt es eine Reihe sachlicher Mißverständnisse dadurch, andererseits sind die Autoren eben nicht auf die Bedürfnisse eines deutschsprachigen Publikums speziell konzentriert.
23. Gesamteinschätzung
40 Pluspunkte, 9 Fragezeichen, insgesamt 71 Punkte
24. Zusammenfassung
Ein Buch, dem man noch eine überarbeitete Neuauflage wünschen möchte. Wenig für eine schöne Optik, aber viel Lesenswertes.
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